'artgerechtes behandelt werden' Teil 5: Uni
Nachdem ich in meinem letzten Eintrag über einen recht überschaubaren 'Kreis' (Familie) geschrieben habe, frage ich mich, wie das mit dem 'behandelt werden' an der Uni aussieht, da die Personenanzahl in eine weitaus größere Dimension hineinragt, als in einer Familie. Kann man überhaupt noch als Individuum wahrgenommen werden, oder ist man stets nur 'Einer von Vielen' ?
Und ist man in einer Institution wie einer Universität überhaupt noch man selbst, oder bewegt man sich permanent nur in einem abgesteckten Feld, in dem man sich nur bedingt ausleben kann?
Hierzu fällt mir das Buch 'Wir alle spielen Theater' (1959) von dem Soziologen Erving Goffman ein, der sich in seinem Werk unter Anderem mit dem 'Einnehmen von Rollen' beschäftigt hat.
Goffman geht davon aus, dass ein Individuum verschiedene Rollen einnimmt und diese dann an unterschiedlichen Orten auslebt. Die Rolle gibt jeweils vor was oder wer wir gerne wären oder sein möchten. Da wir, laut Goffman immer und überall eine Rolle einnehmen und mehr oder weniger bewusst spielen, erkennen wir uns selbst in diesen Rollen im Laufe der Zeit immer besser. Die Rolle wird somit ein Teil von uns und unserer Persönlichkeit.(1)
Mir persönlich geht es so, dass ich bei dem Wort 'Rolle' automatisch auch an das Wort 'Täuschung' denke und auch in Goffmans Werk geht es darum, ob die eingenommenen Rollen der Wahrheit entsprechen.
Um den Bogen wieder zurück zur Universität zu spannen, möchte ich versuchen zu erklären wie Goffman die Sache mit der Täuschung und der Rolle sieht.
Der Student nimmt an der Universität eine bestimmte Rolle ein und trägt diese dann so vor wie sie durch eine allgemeine Vorgabe gesellschaftlich institutionalisiert wurde. So ist zum Beispiel jedem Studenten klar wo sich in einem Vorlesungssaal sein Platz befindet: nämlich nicht am Pult vor der Tafel, sondern an den restlichen, mehrheitlich überwiegenden Tischen und Stühlen im Saal, während die Rolle des Dozenten vorgibt, dass er sich an das Pult setzen beziehungsweise stellen darf.
Durch Normen, die man in einer bestimmten Rolle erfüllen muss und der Versuch sich in einer bestimmten Rolle zu präsentieren, ist man auch versucht, die beobachtenden Personen zu einer bestimmten Beurteilung seiner selbst und der jeweiligen Situation zu veranlassen. Zum Beispiel versucht ein Student, der mit einem riesigen Stapel Bücher unter dem Arm den Seminarraum betritt, die Kommilitonen zu einer Beurteilung zu (ver-)leiten, die aussagt, dass er sich intensiv auf das folgende Seminar vorbereitet hat.(2)
Wie man also sehen kann, sind ein bestimmter Ort und ein ortsbestimmtes Verhalten leicht miteinander zu verbinden und zu verknüpfen. Bestimmte Orte setzen ein bestimmtes Verhalten voraus oder es existiert für diesen Ort eine vorgeschriebene Verhaltensweise.
Dies würde nun allerdings bedeuten, dass die eigene Entfaltung des Individuums an einer Universität nur sehr gering stattfinden kann, da man sein Verhalten immer den vorgegebenen Normen anzupassen hat. Betrachtet man die Universität nun als ein großes Ganzes so mag das vermutlich zutreffen und zudem scheint es als ob der Einzelne in der Masse der Studenten zu verschwinden droht. Schaut man sich die Strukturen jedoch genauer an, so findet man jede Menge Nischen und Lücken, in welchen man sich entfalten kann. Denn neben überfüllten Vorlesungssälen gibt es auch die kleineren Seminare, Kurse und Hochschulgruppen, die auf die Mitarbeit der wenigen Teilnehmer angewiesen sind und die Platz zur aktiven Mitgestaltung lassen.
Literaturnachweis:
1/2 Vgl.: Möller, Andreas, Goffmans Erkärunsansätze der Handlungstheorien mit Hilfe seines Werks: "Wir alle spielen Theater. Die Selbstdarstellung im Alltag",
https://home.arcor.de/andimoe/eigene_webs/images/Hausarbeit-Goffman.pdf, 01.12.2012, 12:12 Uhr.
Und ist man in einer Institution wie einer Universität überhaupt noch man selbst, oder bewegt man sich permanent nur in einem abgesteckten Feld, in dem man sich nur bedingt ausleben kann?
Hierzu fällt mir das Buch 'Wir alle spielen Theater' (1959) von dem Soziologen Erving Goffman ein, der sich in seinem Werk unter Anderem mit dem 'Einnehmen von Rollen' beschäftigt hat.
Goffman geht davon aus, dass ein Individuum verschiedene Rollen einnimmt und diese dann an unterschiedlichen Orten auslebt. Die Rolle gibt jeweils vor was oder wer wir gerne wären oder sein möchten. Da wir, laut Goffman immer und überall eine Rolle einnehmen und mehr oder weniger bewusst spielen, erkennen wir uns selbst in diesen Rollen im Laufe der Zeit immer besser. Die Rolle wird somit ein Teil von uns und unserer Persönlichkeit.(1)
Mir persönlich geht es so, dass ich bei dem Wort 'Rolle' automatisch auch an das Wort 'Täuschung' denke und auch in Goffmans Werk geht es darum, ob die eingenommenen Rollen der Wahrheit entsprechen.
Um den Bogen wieder zurück zur Universität zu spannen, möchte ich versuchen zu erklären wie Goffman die Sache mit der Täuschung und der Rolle sieht.
Der Student nimmt an der Universität eine bestimmte Rolle ein und trägt diese dann so vor wie sie durch eine allgemeine Vorgabe gesellschaftlich institutionalisiert wurde. So ist zum Beispiel jedem Studenten klar wo sich in einem Vorlesungssaal sein Platz befindet: nämlich nicht am Pult vor der Tafel, sondern an den restlichen, mehrheitlich überwiegenden Tischen und Stühlen im Saal, während die Rolle des Dozenten vorgibt, dass er sich an das Pult setzen beziehungsweise stellen darf.
Durch Normen, die man in einer bestimmten Rolle erfüllen muss und der Versuch sich in einer bestimmten Rolle zu präsentieren, ist man auch versucht, die beobachtenden Personen zu einer bestimmten Beurteilung seiner selbst und der jeweiligen Situation zu veranlassen. Zum Beispiel versucht ein Student, der mit einem riesigen Stapel Bücher unter dem Arm den Seminarraum betritt, die Kommilitonen zu einer Beurteilung zu (ver-)leiten, die aussagt, dass er sich intensiv auf das folgende Seminar vorbereitet hat.(2)
Wie man also sehen kann, sind ein bestimmter Ort und ein ortsbestimmtes Verhalten leicht miteinander zu verbinden und zu verknüpfen. Bestimmte Orte setzen ein bestimmtes Verhalten voraus oder es existiert für diesen Ort eine vorgeschriebene Verhaltensweise.
Dies würde nun allerdings bedeuten, dass die eigene Entfaltung des Individuums an einer Universität nur sehr gering stattfinden kann, da man sein Verhalten immer den vorgegebenen Normen anzupassen hat. Betrachtet man die Universität nun als ein großes Ganzes so mag das vermutlich zutreffen und zudem scheint es als ob der Einzelne in der Masse der Studenten zu verschwinden droht. Schaut man sich die Strukturen jedoch genauer an, so findet man jede Menge Nischen und Lücken, in welchen man sich entfalten kann. Denn neben überfüllten Vorlesungssälen gibt es auch die kleineren Seminare, Kurse und Hochschulgruppen, die auf die Mitarbeit der wenigen Teilnehmer angewiesen sind und die Platz zur aktiven Mitgestaltung lassen.
Literaturnachweis:
1/2 Vgl.: Möller, Andreas, Goffmans Erkärunsansätze der Handlungstheorien mit Hilfe seines Werks: "Wir alle spielen Theater. Die Selbstdarstellung im Alltag",
https://home.arcor.de/andimoe/eigene_webs/images/Hausarbeit-Goffman.pdf, 01.12.2012, 12:12 Uhr.
Anne R. - 1. Dez, 11:56